Vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich in der damals noch recht überschaubaren deutschen Blogosphäre 4 Gruppen von jeweils 30 frisch angemeldeten Blogs stichprobenartig herausgezogen und dann über Monate verfolgt, wie viele Blogs überhaupt je befüllt werden und wie lange der Elan beim Schreiben anhält. Obwohl diese 120 Blogs keinerlei Anspruch erheben können, repräsentativ zu sein, gibt es doch einige interessante Aspekte: Der Hoster, der damals 50.000 Blogs zählte und heute auf 400.000 kommen will, was einem Wachstum von satten 800% in zwei Jahren entspricht, hat vor allem sehr junge Mitglieder um oder unter 20 Jahren. Das ist meines Erachtens wichtig, weil auf den diversen Podien zum Thema oft behauptet wird, die jungen Leute, die mit einem Blog gross werden, würden es ganz anders und selbstverständlich nutzen.

Die damaligen Ergebnisse waren ziemlich ernüchternd. Jetzt, nach zwei Jahren, gibt es erkennbar nur noch 2 Blogger, der eine ist auf einem anderen Blog dieses Anbieters, der andere ist zu einem anderen Hoster gewechselt und schreibt dort sehr unregelmässig. Der Rest gammelt als riesiger Sumpf von Kommentarspam vor sich hin (http://myblog.de/poppxpank/art/1105010/#comm). Aber gut, das war vor zwei Jahren, Bloggen war damals eher ein kleines Randthema, und nicht zwingend cool und schon gar nicht “Mainstream”, wie es angeblich heute sein soll.

Zeit also, sich mal wieder eine Gruppe rauszupicken und zu schauen, wie sich die Nachfolger der damaligen Anfänger heute so schlagen. Die Gruppe wurde am 5. November angelegt, und wenn man, wo möglich, das Layout, die Sprache und die Verwendung der Emoticons betrachtet, darf man davon ausgehen, dass es sich immer noch um jüngere Menschen handelt, also diejenigen, die angeblich so selbstverständlich mit dem Medium Internet umgehen. Was mir aufgefallen ist, ist eine erhebliche Kompetenz beim Gestalten des Äusseren. Da werden nicht nur fertige Layouts als erster Schritt eingepflegt, es wird auch eifrig selbst herumgecodet. Beliebt sind etwa Versuche, die Werbung auszublenden. Das sieht dann nicht immer schick aus, aber der gestalterische Wille ist mitunter durchaus vorhanden.

Aber, und das bestätigt die alten Untersuchungen, bei den Inhalten schaut es verheerend aus. 18 Blogs haben Null Inhalt. Angemeldet, angeschaut, aus, Ende. Die anderen 12 haben meist eher wenig ausdrucksstarke erste Postings, was aber wenig bedeutet – jeder, der mal seinen eigenen ersten Blogeintrag nochmal liest, dürfte das verstehen. Aber nur 7 haben danach noch mindestens einen Blogeintrag geschrieben, und einer davon war auch schon wieder der Abschied – Bloggen, so der Autor, sei langweilig, und die “Leutz” schreiben auch nicht in sein Gästebuch. Regelmässig im Sinne von mehrmals die Woche schreiben nur noch drei der neuen Blogger.

Ich glaube tatsächlich, dass es eine hohe Bereitschaft gibt, das mit den Bloggen mal auszuprobieren – aber ich glaube nicht, dass es viele gibt, die es letztendlich tun. Dass die Zahl der tatsächlich genutzten Blogs dennoch ansteigt, ist keine Frage, wie ich auch nicht bezweifeln will, dass Blogs weiterhin grössere Anteile des Aufmerksamkeit im Internet schlucken und weitaus stärker rezipiert werden. Nur ist der Glaube, dass die “nächste” Generation automatisch eine aktive Bloggergeneration sein wird, meines Erachtens verfehlt.