Ach, es ist eine Freude! Es ist Frühling, und alle kriechen sie aus ihren Löchern, die PR-Spitzenkräfte, die zu Pressesprecherinnen, die Ich-AGisierten Vorständler kleinerer Firmen mit grossen Plänen, die eloquenten Überwachungs- und Benachrichtigungsdienste, und alle bieten sie Seminare zu PR und Bloggen an. Kaum fängt einer damit an, beginnt der Wettlauf der hungrigen Meute auf die prall gefüllten Unternehmergeldbeutel. Genauer also auf Ihren Geldbeutel, wenn Sie das Angebot etwas googleln wollten und über Suchbegriffe wie PR-Blog, PR-Blogger, Blog Überwachung, Business Blogging Corporate Weblog oder gar Regeln im Umgang mit Bloggern Ihren Weg auf diese Seite gefunden haben.

Ich darf mich kurz als Ihren Seminarleiter vorstellen: Don Alphonso mein Name, meine Referenzen sind unter anderem veritable PR-Krisen wie die hier bei Pixelpark (und Heise hat eine verdammt hohe Reichweite!), und auch die da oben angeführten Herrschaften können einiges über mich erzählen.

Ja, also: PR in Blogs ist eigentlich ganz einfach

Es gibt meines Erachtens 2 goldene Regeln: 1. Lassen Sie die Finger davon. 2. Behalten Sie Ihr Geld.

Weil: Wenn Ihre PR jetzt nicht klappt, wird sie auch mit Blogs nicht klappen – investieren Sie das Geld lieber in das bestehende System, oder laden Sie einen Journalisten zum Essen ein – das wirkt Wunder. Journalisten essen gerne, aber sie hassen Blogs. – es ist für sie zu viel Arbeit, und Sie machen sich die Neuigkeiten durch Geschwafel kaputt. Also Finger weg von dem aufwendigen Krempel, der, sobald sie angefangen haben, enorme Folgekosten nach sich zieht. Denn um das gut zu machen, brauchen Sie verdammt gute Leute, bekommen wahrscheinlich nur irgendwelche überteuerten Berater, die Ihnen die nächsten Folgekosten aufschwatzen. Bloggen ist enorm aufwändig, nichts garantiert den Erfolg, und die Zielgruppen werden Ihnen nicht die Tür einrennen, nur weil sie Ihre Werbung oder Pressearbeit in so einem neumodischen Blog schalten. Das ist das eine.

Aber was ist mit der Gefahr, die von Blogs ausgeht?

Vergessen Sie es. Es gibt keine Gefahr, nur das hysterische Geschrei derer, die mit Bedrohungsszenarien abzocken wollen . Es gibt in Deutschland jedes Jahr viele Milliarden Geschäftsvorfälle; die Blogs gehen in 10, 20 Fällen jährlich so hoch, dass die Wirkung einem negativen Artikel in Ihrem heimischen Käseblatt entspricht. Die Userzahlen sind nicht sehr hoch, und nach 1, 2 Tagen ist das alles vorbei. Es ist extremst unwahrscheinlich, dass Sie in Ihrem Businessleben je mit Blogs zu tun bekommen. Die meisten Leute schreiben über ihr Leben und nicht über Ihre Firma – warum auch? Für sowas gibt es Ciao und Dooyoo, die sind darauf spezialisiert. Würden Sie ein Dooyoo-Seminar besuchen? Nein? Dann lassen Sie die Finger von den Blogseminaren – und den Blogs.

Weil, und damit möchte ich Ihnen ein besonderes Beispiel vorführen

Viele Blogger empfinden die Invasion der eloquenten PR-Profis in die Blogosphäre nicht nur nervend, sondern auch als einen Angriff auf ihr Selbstbestimmungsrecht. Ich zum Beispiel finde Typen richtig übel, die Seminare zur “professionellen Ãœberwachung” von Blogs anbieten. Ich kann auch keine Unternehmer leiden, die sowas durch Seminarteilnahme unterstützzen und dann anwenden wollen. Das gibt Ärger. Dann passiert eben mal so ein PR-Gau, wenn sich so ein Seminaranbieter PR-mässig vergaloppiert. Wie in diesem Fall:

Google-Sprecher Stefan Keuchel bringt Leuten bei, Blogs professionell zu überwachen.

Google-Sprecher Stefan Keuchel bringt der Netzeitung bei, dass die rechtsextreme Nationalzeitung des Münchner Verlegers Frey für Google News kein Problem ist – werde man auf strafrechtliche Inhalte hingewiesen, werde man natürlich umgehend reagieren.

Ach so, strafrechtliche Inhalte. Vielleicht den Paragraphen 130 StGB Volksverhetzung im Originalabdruck? Könnte mal jemand diesem Ãœberwacher Keuchel mitteilen, dass es sich, wenn dann um “strafrechtlich relevante Inhalte” handelt, und dass ansonsten auch noch “zivilrechtlich relevante Inhalte” gibt, etwa in Zusammenhang mit dem § 823 BGB, wegen der die Nationalzeitung bisweilen auch schon mal Probleme hat?

Ansonsten sagt er laut netzeitung, dass die Nutzer “sich so immerhin aus verschiedenen Blickwinkeln informieren” können. Aha. Da hat der Pressesprecher aber echte Medienkompetenz. Aber Blogs, die muss man natürlich professionell überwachen.

Lesen Sie sich bitte das Programm der Veranstaltung genau durch. Dieser Artikel stand immerhin 2 Stunden auf meiner Website, immerhin eine der Top 20 der deutschen Blogosphäre. Und? Reaktion? Fähigkeit zum Gegenlenken? Es steht auch hier bei IT&W, das ist eine sehr wichtige Seite in der Blogosphäre. Auch da keine Reaktion. Keine Krisen-PR. Meines Erachtens keine effektive Überwachung der Blogs durch den Seminarreferenten.

Ich mache Ihnen ein Angebot

Wenn Sie mit einem Blogger reden wollen, wenn Sie wissen wollen, was wir tun, wenn wir nicht gerade einem PRler die Haut abziehen ;-) – dann fragen Sie die Blogger. Unsere Blogs sind liebevoll gehegte Kleingärten, die wir Ihnen gerne zeigen. Wir reden gern darüber. Schauen Sie sich um, ob sie ein Blog finden, das Ihnen entspricht und gefällt, mailen Sie die Leute einfach an oder kommentieren Sie, es kostet Sie keinen Cent, und die meisten Blogger sind, wenn man sie nicht gerade überwachen will, nette Leute, von denen Sie viel lernen können. Ich verstehe Ihre Probleme; ich hatte in der New Economy lange mit solchen Themen zu tun, und zusammen mit Kai Pahl ist ein Buch über Blogs entstanden, das sich auch ein wenig mit dem Thema Weblogs und PR/Marketing auseinandersetzt. Meine Email ist

donalphonso@gmail.com

Ich pendle zwischen Berlin und München, wir können uns gerne auch treffen oder telefonieren, ich habe ein besonderes Faible für den Mittelstand (mein Vater ist im Stahlbau) , und über das Thema reden. Einzige Bedingung: Ich bin nicht käuflich und zahle mein Essen selbst.