Der Krawall im Blog des Siemens-Chefs Kleinfeld hat die ĂŒblichen Scharlatane der Blogberatung wuschig gemacht: Verzweifelt wird versucht, in dem Debakel AnsĂ€tze fĂŒr eine offene, erfolgreiche Kommunikation zu sehen, sei es, weil die interne Corporate Communication die Kommentare nicht dicht gemacht hat, oder man Erkenntnisse ĂŒber die innere Unzufriedenheit der Mitarbeiter erlangt habe.

Das Endergebnis – ein massives Sicherheitsleck, mitlesende Journalisten und letztlich der durch öffentlichen Druck erzeugte Verzicht auf 30% Gehaltserhöhung des Vorstands – ist aber aus Sicht der internen Kommunikation der Super-GAU. Dass bei Siemens Unzufriedenheit herrscht und die Unternehmenskulturen nicht zusammenpassen, weiss man schon etwas lĂ€nger, daran Ă€ndert auch ein Blog nichts. Eingeknickt ist Siemens, weil das Störfeuer von allen Seiten, auch aus dem Betrieb kam. Ein in sich geschlossener Konzern, wie die klassische PR ihn schĂ€tzt und erhalten möchte, hĂ€tte gegen den Druck bestehen können, siehe etwa die Kombination aus Arbeitsplatzabbau und PrĂ€mien bei der Deutschen Bank.

Vielleicht ist das jetzt eine gute Zeit, die anderen LebenslĂŒgen der Scharlatane abzulegen:Der Sun-COO Schwartz sah bei der eigenen Dauerkrise nie besonders gut aus, die Blogs von General Motors bringen mit ihrer Happy Hippo AttitĂŒde angesichts der Beinahe-Pleite des Gesamtkonzerns nichts Substanzielles – zumindest keine Lösung irgendwelcher Probleme, egal ob Mitarbeitermotivation, PR oder Kundengewinnung. Grosse Firmen sind hochkomplexe Gebilde, sie haben meist eine Unzahl von Strukturen, an denen sich auch Topberater vergeblich abarbeiten, es gibt KlĂŒngel, Seilschaften, Feinde, Fraktionen. Und sicher immer irgendeinen, der die Medien informiert, wenn es mangels anderer Ventile plötzlich gegen den Chef geht, der fĂŒr sein Multimillionengehalt lustige Geschichten und Predigten ins Internet setzt, wĂ€hrend die da unten die Scheisse ausbaden mĂŒssen.

So gesehen finde ich CEO-Blogs prima – die schönste Munition, die sich die Gewerkschaft wĂŒnschen kann. Unter PR-Gesichtspunkten dagegen hat Vorzeige-CEO Kleinfeld allen Kollegen im DAX bis runter zum badischen MittelstĂ€ndler sehr deutlich gezeigt, wie man nicht aussehen sollte. Das werden spassige KundengesprĂ€che fĂŒr Scharlatane, in den nĂ€chsten Monaten.