1. Ich kann das nicht organisieren.

In der Regel genügt es, in einer grösseren Stadt zu wohnen, dort ein paar Blogger mit guten Texten zu kennen, und einen Raum zu beschaffen. Am besten eine Kneipe. Irgendwo gibt es sicher auch noch ein Mikro, mehr ist erst mal nicht nötig. Jedes Kaffekränchen mit selbstgebackenem Kuchen ist mehr Aufwand.

2. Da kommt niemand.

Oh doch, die kommen schon. Bislang war noch jede Bloglesung in grösseren Orten schön voll bis gnadenlos überlaufen. Beschaffe dir drei Mitleser, wenn die ihre Freunde und ein paar durch das Blog requirierte Zuhörer mitbringen, ist alles gut. Manchmal hilft es vielleicht auch, einen bekanntern Blogger als Spezialgast zu präsentieren

3. Bei mir wohnt aber kein A-Lister, der die Leute ranzieht, und ich kenne auch keinen.

Dann schau dich in der Umgebung um und frag einfach. Wenn es eine Rampensau ist, kommt sie gerne. Wenn nicht, ist es nicht schade drum, es gibt noch mehr A-Lister. Irgendeiner kommt sicher.

4. Ich habe keine tollen Schenkelklopfer.

Es ist eine Legende, dass sich der ganze Saal vor Zoten auf dem Boden rollen will – ausgenommen vielleicht pizzaverschleimte Teckies, aber die gehen sowieso lieber zu Web2.0-Treffen. Es liegt nicht an den Witzen, ob ein Text gut ist, sondern an der Geschichte an sich. Die kann lustig sein, traurig, spannend, gefühlvoll, alles und nichts – wenn sie nur überzeugt vorgetragen wird.

5. Ich kann nicht lesen.

Zuerst mal: Wer schreiben kann, kann auch lesen. Vorlesen sollte man natürlich üben. Kleiner Tipp: Stimme am Satzende nach unten. Nicht u tief atmen, und dann ganz ruhig und nicht zu schnell vorlesen. Wenn du ihn 20 mal gelesen hast, sollte es klappen. Vielleicht trefft ihr euch vorher und diskutiert, was gut kommt.

6. Ich muss Freunde auf die Bühne zu lassen, obwohl ihre Texte schlecht sind, aber die sind sonst beleidigt.

Musst du gar nicht. Such die raus, die gute Texte schreiben, alles andere spielt keine Rolle. Wenn du 4 Leute nimmst, fallen mindestens 199.996 durch den Rost. ThatŽs the game. Wem das nicht passt, soll halt selber eine Lesung machen. Alles andere killt dich und bringt nur Schwierigkeiten.

7. Das Publikum hat viel zu hohe Ansprüche.

Das Publikum kommt wegen dir. Es will dich sehen, und in aller Regel mag es dich. Und du wirst es auch lieben. Die kennen dein Blog und wissen, was sie erwartet. Du bist der Anspruch, den sie haben. Alles kein Problem.

8. Ich kann nicht zulassen, dass Bilder von mir gepostet werden und ich nicht mehr anonym bin.

Musst du nicht. Digicams und Flickr sind eine Pest, aber sag einfach vorher, dass du nichts veröffentlicht sehen willst. Das ist dein gutes Recht. Ausserdem stört es, und es ist unhöflich gegenüber den Vortragenden. Das kannst du genau so vermitteln, in der Regel halten sich die Leute dran.

9. Am nächsten Tag werden sie mich in den Blogs zerreissen

ThereŽs always someone to rat you. Gerade in der Blogosphäre, wo jeder vierte ein halbfertiges Manuskript in der Schublade hat und denkt, dass er die ideale Besetzung auf dem Podium gewesen wäre. Aber erstens lässt sich nur eine kleine Minderheit so gehen, und zweitens kann sowas immer passieren – es gibt genug Cretins, die das Maul aufreissen, ohne zugehört zu haben oder dabei gewesen zu sein. Merk dir die Namen, geh erst gar nicht auf das Pack ein, irgendwann gibt es sicher mal eine Gelegenheit, ihnen die Hosen runterzulassen. Spätestens bei der nächsten Lesung, wenn sie wieder nicht gefragt werden. Die ganz grosse Mehrheit wird dich aber bejubeln und klatschen und anbeten.

10. Ich kriege trotzdem danach niemals Groupies ins Bett.

OK, das stimmt. Erstens gibt es keine Groupies bei Bloglesungen. Aber 2. ist dir das sowas von egal, wenn alles vorbei ist. Glaub mir, nach der ersten Lesung willst du nur noch ins Bett oder dich hemmungslos besaufen oder beides. Da geht mit der gelösten Aufregung gar nichts mehr. Und am nächsten Morgen bist du sowiso beschäftigt, Technorati zu durchwühlen und die Mails der anderen zu lesen, die un-be-dingt nochmal lesen wollen. Insofern sind die fehlenden Groupies kein Problem. Und wenn du erst mal ein Bloglesungsstar bist….

dann sitzt du irgendwo nach der Lesung klein und verlassen rum, weil sich keiner traut dich anzusprechen, aber das ist eine andere Sache, und schon die Gruppe 47 soll laut Milo Dor nach den Lesungen frustriert auf den Strassenstrich gegangen sein, so ist das nun mal mit dem Ruhm