Als wir angefangen haben, uns Gedanken über das hier beworbene Buch zu machen, sagten Kai und ich beide, dass Bloghosting nicht wirklich ein Geschäft ist, mit dem man viel verdienen kann. Bloghosting ist eine mehr oder weniger engagiert betriebene Liebhaberei, und wer das nicht glaubt und sich irgendwann am Ende ein Millionengeschäft erträumt, wird böse erwachen.

Oder aber seine Nutzer erwachen böse – so geschehen beim jetzt 17 Monate alten Bloghoster Blogall. Blogall hätte man in den gloriosen zeiten der New Economy als Me2-Projekt bezeichnet – zu spät, um noch bei den Pionieren dabei zu sein und zu wenig durchdacht, um den Grossen der Szene wie Blogg.de und Twoday.net Paroli bieten zu können. Das zeigte sich schon beim ersten gebortstag, als man den Lesern die Torte quasi ins Gesicht pfefferte: Die hinter Blogall stehende Agentur Mediapride machte damit eigenen Angaben zu Folge Verlust und stellte den Nutzern drei Optionen in Aussicht: Blogall abschalten, Geld verlangen, oder über mehr Traffic höhere Werbeerlöse erzielen.

Geworden ist es die 2. Option. Knall auf Fall und mit nur 2 Wochen Vorankündigung werden die Nutzer aufgefordert, entweder 1,99 Euro im Monat zu zahlen und sich dadurch auch noch weitere Verbesserungen zu sichern – was bekanntlich jeder behauptet, auch wenn der Schmodder dann immer noch auf einem grottigen 386er aus dem Industriemüll liegt und täglich 6 Stunden rumspackt und Blogs verschluckt. Oder sie nehmen ihren Krempel und verpissen sich, denn zwei Wochen später wird alles gelöscht. Das nenne ich Customer Relationship Management wie in der übelsten New Economy.

Und nun zu etwas gaanz anderem als übelste New Economy und grottiger 386er: Statt zum Blogger kann man natürlich auch zum VC gehen, der dann hoffentlich irgendwann mit einem an die Börse geht. Genau das hat das Konglomerat aus 20six und Myblog gemacht und 18% an den Münchner VC U.C.A. verkauft – zur Erinnerung: Der Laden hat auch schon beim Börsengang von Ricardo gut verdient, und die Vorstandsetage von 20six sind ehemalige Ricardo-Gründen. Vielleicht sollte die U.C.A. ein wenig vorsichtiger mit ihren URLs sein, denn wenn man die anschaut, liest man “Mehrheitsbeteiligung_an_der_20six”. Damit dürfte dann wohl auch ein Hinweis gegeben sein, wer denn der mysteriöse Financier von 20six all die Jahre und während vieler Versuche, im Bloggeschäft in Deutschland eine wichtige Rolle zu spielen, gewesen ist. Das ganze wäre nur halb so wichtig, hätte sich die U.C.A. im Merkelrausch folgende Einlassungen verkniffen: Da wird dann dank der besseren wirtschaftlichen Lage über einen 20six-Börsengang im übernächsten Jahres nachgedacht. Dann, vermute ich mal, ist der Bloghype aber schon wieder vorbei. Zum Glück kassiert 20six aber schon heute von seinen Nutzern – also, zumindest versucht 20six das. Kleiner Tipp an dieser Stelle: Als Myblog/20six würde ich ja meinen Leuten etwas mehr auf die urheberrechtsverletzenden Finger schauen – Reuters mag es gar nicht, wenn ein halbes Dutzend Bilder einfach so geklaut wird, da geht schnell mal der Wert eines ganzen Portfolios flöten, und es ist auch nicht gut für die PR (Beteiligte wissen, was und wer gemeint ist)