Passend zu Ankes Sieben hatte ich die letzten Tage einige Gespräche und ein Interview in Sachen Blog. Literaten, Berater, Journalisten, PR-Leute, Blogger next door fragen sich: Ist Blogerfolg anhand klassischer Kriterien wie Reichweite, Einschaltquote, Zielgruppenerfassung, Verlinkung und Glaubwürdigkeit erreichbar?

Die Ausgangslage ist die im Moment oft zu lesende Behauptung, dass mit Blogs die Unternehmenskommunikation besser werden könnte, was manche Leute, auch ich nicht glauben. Natürlich dominieren diejenigen, die tagein tagaus auch zur Förderung ihrer eigenen Geschäftsinteressen das Bloggen das das grösste PR-Ding seit der Erfindung des wattierten Umschlags mit 500 Euro drin anpreisen. Ähnliches dachten auch Medienkonzerne, wie etwa der österreichische Kurier, der ein “Kult-Weblog” betreibt, das aber scheinbar nicht wirklich kultig empfunden wird, oder die Wirtschaftswoche, deren Blogger zum Teil schon erhebliche Ermüdungserscheinungen zeigen.

Es macht also nicht den Anschein, als könnte man den Erfolg durch die Anbindung an ein grosses Ding ausserhalb der Blogosphäre automatisch erzwingen. Das ist übrigens auch eine Sache, die under cover agierende Journalisten und Schriftsteller erfahren müssen. Theoretisch müssten sich ihre Qualifikationen irgendwie bemerkbar machen; bislang ist das noch nicht mal bei denen so, die es mit der Sex-Skandal-Brechstange versuchen.

Damit fallen meines Erachtens die beiden zentralen Grundlagen weg, die aus Sicht derer, die den Erfolg planen müssen, planbar sind. Und das Schlimme ist: Es kostet Zeit, bis man erkennen kann, ob es klappt. Es dauert sehr, sehr lang nach den Massgaben, die für alle wirtschaftlich operierenden Organisationen gelten. Ein Jahr rumprobieren kann sich nur ein Amateur leisten, und der steht unter keinem Druck, irgendwas zu erreichen. Und um aus dem Nichts innerhalb eines Jahres eine verlässliche, halbwegs relevante Leserschaft aufzubauen, ist ein Jahr keine allzu lange Zeit.

Unter dem Strich bleibt die Frage offen: Wer soll das aus welchem Grund lesen? Bei all den Propheten sehe ich keinen, der Zielgruppen definiert und ihre Bedürfnisse analysiert. Vielleicht, weil es die Zielgruppen in der Blogosphäre überhaupt nicht gibt? Viele Leser haben ihre Blogpfade, ihre Lieblinge, da geht es meistens kunterbunt durcheinander, und da muss man, wenn es um den “Erfolg” geht, irgendwie reinkommen. Aber wie schafft man das? Durch Verlinkung, oder durch mehr oder minder offenen Kommentarspam bei denen mit grossen Zugriffszahlen?

Wohl eher nicht. Was einen kalkulierbaren Erfolg meines Erachtens unmöglich macht. Spassigerweise hat ein Journalist gesagt, aber dieses Blog hier sei doch gerade ein Beispiel, dass es funktionieren kann, und das es ja wohl so geplant war. Nun geplant war einiges, vieles ist anders gekommen, am Ende ist es irgendwo, aber planbar? Nein. Allenfalls dadurch, dass es von vielen Leuten zusammen gemacht wird und jeder seine Leser mitzieht. Ich glaube, das einzige, was wirklich plan- und vorraussehbar ist, sind die von Anke formulierten Todsünden. Das kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber das sind keine Fundamente, auf denen man aufbauen sollte.

Keine Ahnung, ob es nicht doch möglich ist. Vielleicht fängt morgen Bohlen an und zeigt uns, was eine Harke ist. Vielleicht kommt ein kluger Kommunikationswirt, analysiert die Renner bei Blogstats und filtert die Formel für den ultimativen Aufstieg raus. Vielleicht gibt es hier morgen 90 Kommentare, weil die Thesen und Begriffe politisch nicht korrekt sind und der Blogger sich über sowas keine Gedanken zu machen hat. Aber dieses “vielleicht” ist das, was die Sache vorrantreibt – man weiss nie, was einem in der Blogosphäre als nächstes passiert.