7.9.2009 | 17:34 von DonAlphonso

Ein Journalismus,

der mir mehrheitlich von Beratern (so nennen die sich zumindest), Werbern, PR-oleten, Schleichwerbern und mitunter reichlich abgewirtschafteten Journalisten erklärt wird, ist vermutlich wirklich ein Journalismus, der in berufstypischer Unterversorgung mit Qualitäten und Charakter sowas wie ein Manifest als Stütze braucht.

Und es wäre jetzt einfach wunderbar, wenn sich die selbst erklärten Superchecker jetzt zusammensetzten, ein Medium nach ihrer eigenen Kompetenz schaffen und dann zeigen, dass sie mehr als nur die Klappe aufreissen können. Das beste Argument ist nicht einfach nur hingeschmiert, es ist die erfolgreiche Umsetzung*.

*zumindest seit dem Ende der naturprallen New Economy

[Edit: The gay Bar hat sich dem Stress unterzogen, dem Monstrum die Giftzähne zu ziehen]

5.9.2009 | 19:35 von DonAlphonso

Ich will nicht mit Burda teilen

Ich will auch kein Geld. Ich will einfach nicht bei Burda oder seinen Webseiten in Erscheinung treten. Ich weiss, dass Herr Biurda ein kunstsinniger Mann ist, aber ich halte Aggregatoren generell für blöd, und den Konzern von Herrn Burda grösstenteils als moralisch ziemlich fragwürdige, rechtslastige und widerlich käufliche Veranstaltung – kurz: Ich denke, dass meine Tätigkeit selbst im schlechtesten Fall zu gut für Herrn Burdas Infosondermüll ist.

Ich finde es auch nicht in Ordnung, wenn so einer oder seine billigen Handlanger von oben herab bestimmen, dass der Urheber oder sein Rechteinhaber maximal die Hälfte bekommt, und Burdas Klauerklitsche je nach Übernahme minimal die Hälfte der Einnahmen. Wo steht geschrieben, dass das gerecht, ok, fair ist? Fragt diese Borze eigentlich vorher? Und was ist, wenn ich meine Inhalte zwar gern verkaufe, aber mein Preis eine Badreiniging ist, mit der Zunge eines Chefredakteurs nach meiner Wahl auszuführen? In dem Fall also bis zu 50% meiner Badewanne, die anderen 50% kann er dann beliebig bei einem Bad des Herrn Burda machen?

Es ist doch so bei dem Versuch, sich ander Leute Inhalte zunutze zu machen, und sie ungefragt zu verwerten: Entweder kauft man, was einem nicht gehört. Das ist der anständige Weg. Oder man klaut es, und kommt nachher mit einem Deal an. Das geht vielleicht eher, wenn man Google heisst und das Angebot als werbefreien, neutralen Dienst begreift. Aber als Burdakonzern mit rechter Schlagseite in der Werbegosse möchte man mich bitte mit diesem nachträglich bezahlten Klau verschonen. Ich brauche dem seine lausigen Pfennige nicht, ich bräuchte auch seine Euro nicht – ich will einfach nicht, dass mein Zeug in diesem Kontext von diesen Leuten auf eine derartig schmierige Art benutzt wird.

19.8.2009 | 0:38 von DonAlphonso

Prolpheten des Medienwandels

Ich habe mal eine Frage. Man nehme mal die Webseiten und Blogger, die dauernd davon reden, dass der grosse Medienwandel jetzt kommt. Netzwertig. Carta.info. deutsche-startups. Alles2.0. PR-Blogger. Beissholz. Und wie sie alle heissen, die allenthalben die Revolution ausrufen. Da fallen einem viele Namen ein. Welche, die das im Internet rauslassen, und andere, die damit ein Geschäftsmodell aufziehen. Die sich als Berater anbieten, um Medien zu erklären, wie das geht, von dem sie behaupten, dass sie es begreifen, die Propheten der neuen Zeit.

Was ich amüsant finde: Die können nichts anderes. Ich mein: Man muss sich das Pack doch nur mal anschauen. Wann bitte hat einer von denen das letzte Mal eine Geschichte aus jenem Leben geschrieben, das diejenigen interessiert, die keine abgefuckten Netzjunkies sind? Wann hat nochmal der letzte auftragslose Freijournalistendarsteller mit Blog neben seinem Mediengedöns eine spannende Reportage ins Netz gestellt? Wieso glauben so viele der angeblichen Vorreiter, sie könnten ihr Gewäsch nur mit Bildern unter Creative Commons aufwerten, oder wie Carta gleich eine Urheberrechtsverletzung begehen? Wo bleiben eigentlich die deutschen Krugmans und Huffington Posts?

Es gibt da meines Erachtens einen ziemlich deutlichen Zusammenhang zwischen Grossmäuligkeit, den Medienwandel zu verkünden, und der Unfähigkeit, jenseits der Verkündung etwas dazu beizutragen. Es sind genau genommen keine Experten für den Medienwandel, sondern Experten für Medienwandelausrufung. Das ist der typische Dreck, wie ihn Berater halt gern an dumme Verleger verkaufen; klassischste Beratung mit grosser Klappe und Null Implementierung. Das sind Leute, die den Medien sagen wollen, was sie tun müssen – aber absolut nichts dazu beitragen können, wie man diesen Wandel gestaltet, dass er für eine grössere Zahl Rezipienten jenseits des Internetgeschmodders ihrer Echokammer und Omi spannend, lesenswert rüberkommt.

Es sind mehrheitlich Leute mit Technikblafasel und Null inhaltlicher Kompetenz. Wenn die das könnten, was sie behaupten, warum sind ihre Projekte dann so saufade Veranstaltungen? Warum krebst Blogwerk immer noch so rum, warum ist Carta eine digitale Plappermaschine, warum rockt Spreeblick nicht den Medienmarkt, warum sind sie unfähig, die Inhalte anzubieten, die man miot dem Technik2.0gerödel beim Leser ganz gross raus bringen könnte?

Wenn die Revolution wirklich kommen würde und sie es richtig erkennen, dann sollten Robin Meyer-Lucht, Sascha Lobo, Martin Weigert und wie sie alle heissen, doch absolut kein Problem haben, selbst die Medien der nächsten Generation zu bauen. Nicht nur ankündigen. Sondern auch umsetzen. Reich werden. Imperien errichten, auf den Trümmern derer, die es nicht konnten. Oder glaubten, es reiche schon, wenn man sich gute Geschichtenerzähler einkauft. Oder dem Irrglauben anhingen, es käme allein auf die Qualität an, dann kämen die richtigen Leser schon alleine, solange nicht nur über das Netz geschwafelt wird.

Na los, Ihr Könner. Zeigt mal, wie das geht.

13.8.2009 | 21:29 von DonAlphonso

Bezahlinhalte. Schon wieder.

Mitunter frage ich mich, unter welchem Stein eine grosse Zahl deutscher Medienmacher 2002/3 eigentlich gesteckt haben. Damals hatten sich ihre Häuser im Rahmen der New Economy im Internet verspekuliert und machten sich daran, schnell etwas für die maue Einnahmen zu tun. Schon damals war von der Kostenlos(un)kultur die Rede, die endlich ein Ende haben müsse. Und schon damals hiess es, der Impuls für das kostenpflichtige Internet müsse von mobilen Diensten kommen, denn für die sei der Kunde zu zahlen bereit.

Ergänzt man das Geschwalle um die Wort “iPhone” und “Apps”, ist man 2009, in der nächsten Wirtschaftskrise, bei Herrn Döpfner von Springer angekommen. Kleiner Unterschied zu 2003: Damals krepierten nur die Startups und deren Mitarbeiter. Heute betrifft die Krise alle, und es sieht nicht so aus, als würde man in schmalen Zeiten dickes Geld extra ausgeben wollen, um notleidenden Medienunternehmern zu helfen.

Vielleicht wird es auch diesmal wieder so laufen wie 2002/3, als sehr viele Medien gleichzeitig beschlossen, ihre Inhalte weitgehend kostenpflichtig zu machen. So wurde dann aus der respektablen Süddeutschen Zeitung im Internet die klickgeile Müllhalde, die sie heute ist. Und aus den Lesern Suchende, die sich das Zeug andernorts zusammenklaubten, oder es selbst schrieben.

Prinzpiell ist es ja gar nicht so dumm, Inhalte im Internet von der Versklavung durch Klickzahlen und Werbung zu trennen, indem man so gut wird, dass die Leser auch zahlen wollen; sei es nun, weil es Print stärkt, oder weil man die Dienste haben möchte. Es gibt da einige hübsche Beispiele, die sich im Netz mit Offenheit die Kundschaft ranholen, wie Intelligent Life oder FT Alphaville. Ich glaube auch gar nicht, dass im Internet jeder nur das Kostenlose will.

Ich glaube nur nicht, dass der aktuelle Infomüll von BurdaSpringerSZ und wer da sonst noch an den bezahlweihnachtsmann glaubt, dazu angetan ist, jemanden zahlen zu lassen. Schon 2002 gab es einen Medienkonzern, bei dem die Einrichtung des Bezahlsaystems mehr kostete, als das, was damit eingenommen wurde. Die Erfahrungen damals waren nicht schlecht, sie waren unterirdisch. Und ich frage mich schon, wie dreckig es den Medien eigentlich gehen muss, wenn sie jetzt schon wieder diese Erfahrung machen wollen. denn mit Zwang und Mauern geht im Internet gar nichts. Sobald Nutzer aber etwas wirklich wollen, kann man Angebote machen. Das ist so, in der Marktwirtschaft.

7.8.2009 | 18:27 von DonAlphonso

Extreme Lobo Lumma Vodafailing beim Dialog mit dem Netz

Angeblich behauptet Vodafone ja, aus dem ganzen Debakel rund um die Anheuerung von vermarktungsbloggern wie Sascha Lobo, Nico Lumma und den feisten Schweigern von Adnation gelernt zu haben. Zuhören wolle man, war das Letzte, was Vodafone sagte, bevor sie einen Beitrag vom Testimonial Schnutinger freischalteten und dann über 200 nicht eben nette Kommentare lang zuschauten, wie das mit dem Bloggerverheizen so geht. Danach erklärte Schnutinger ihren Rückzug, und Vodafone sagte seit dem 22 Juli gar nichts mehr zum Thema. Schweigen ist offensichtlich die beste Firmenkunst. Nur Testimonial und Vodafone-Berater Lobo zog durch die Medien und flennte darüber, dass ihn plötzlich nicht mehr jeder als Gott der deutschen Blogger, Weltdominator und pleitefreien Supervermarkter der deutschen Blogs betrachtet. Und Vodafone-Boss Joussen sagte in etwa, dass die 500 negativen Blogeinträge bei einem Markt mit 40 Millionen Nutzern nicht so wichtig seien – auf ein Mal.

Es dauerte etwa eine Woche, bis plötzlich die “Generation Upload”, die Vodafone erfunden haben will, im Werbespot der Firma einen prominenten Ausfall zu verzeichnen hatte:

WTF!? – Zeigt @vodafone_de den aktuellen Werbespot(t) nun ohne die #Generation #Upload (@saschalobo). #fail #strategy #marketing

Wunderte sich einer bei Twitter am 29. Juli. Prompt kam am 30. Juli die reichlich nichtssagende Antwort der Vodafone-Twitterer [http://twitter.com/vodafone_de/status/2927424651]:

@cmarmulla Wir liefern einen Artikel zum TV-Spot und zum Song, dabei behandeln wir auch die Variationen des Spots.

Seitdem kam auf dem Blog von Vodafone: 1 PR-Beitrag über ein Gewinnspiel bei Vodafone. 1 PR-Beitrag über eine Umfrage zum Beleg der Tschänäräschn Aploht, die nicht dafür spricht, dass man bei Vodafone Mathe über dem Niveau der 5. Klasse beherrschen muss. 1 PR-Beitrag des Arcor-Pressesprechers, der sich jetzt dolle freut, für Vodafone zu sprechen, wo schon solche herausragenden Cracks wie Carmen Hillebrand trotz des Debakels immer noch geführt werden. Und so weiter und so fort. Aber nichts zu den verschwundenen Testimonials äh ich meinte zu den Variationen des Spots.

Heute ist nun der 7. August, es ist Freitag, und über das Wochenende wird kaum noch was kommen. Immerhin, über eine Woche die versprochene Antwort nicht liefern, das ist schon was. Aber vielleicht ist es auch gar nicht mehr so wichtig, denn soweit ich gehört habe, ist der Spot (weitgehend? total?) auch aus dem Fernsehen verschwunden. Und man erholt sich bei Vodafone von den Anstrengungen mit diesem lästigen Web2.0. Aaaaaach, Dialog, werden sie sagen, ist doch panne, wir konzentrieren uns lieber darauf, Gewinnspiele anzubieten und die Roamingkosten zu übertünchen – zu dem Thema gibt es inzwischen übrigens durchaus auch Online-Banner.

(Ähnliches bei Ralf Schwartz)

1.8.2009 | 17:58 von DonAlphonso

Krepiert einfach.

Ihr Blognetzwerke. Ja, Euch meine ich. Einerseits gab es ja schon zu viele Versuche wie “Mindestens Halbgar“. Und dabei rede ich noch nicht mal von ehrenwerten Versuchen wie Epicore, nein, ich meine schon mehr oder wenig ernsthaft betriebene Versuchsgeschäftsmodelle wie LesFakes und andere Ausdünstungen aus dem Kontext diverser Medienhäuser, wie das tote Bloggestrüpp von derWesten, wo Blogs auch 8 Monate nach der Einstellung nich munter in der dritten Reihe zu sehen sind. Oder der Arbeitskreis Löschen von Scienceblogs, die für ein Essen im Monat bloggen lassen, damit Burda auch ein Wissenschaftsportel zu Frage “Wie dumm sind Deutschlands Forscher” unterhalten kann.

Ach so, und die Langweiler und Bilderklau-Fraktion des “nichtkommerziellen”, aber Anzeigen schaltenden Carta.info natürlich auch: Man wird auf eure erfolglose Gräber pinkeln, ich zuallererst. Bei Dingen wie Solokarpfen ist es dagegen eher schade, aber gut: Vielleicht geht es ihnen anders als dieses, äh, wie hiess das noch gleich, nomnomnom, das jetzt alle zwei Wochen noch ein Einträgchen bekommt, warum auch immer.

Der Grund, warum aus all dem Zeug nichts wird: Zu viel Schrott. Zu wenig Konzept. Nur Blafasel. Man muss sich doch nur mal die Trantüten anschauen, die bei solchen Projekten angeschwemmt werden und mit ihrem Gesülz das Raussuchen der besseren Beiträge zur Plage machen. Man macht was auf und holt sich die Leute, die man kennt, egal ob sie es nun können oder nicht. Meistens eher nicht. Nicht so richtig. Ein beliebter Standard: Die Medienbeobachtungsblubberer: Abgehalfterte Typen, die nichts auf die Reihe bringen, als über Medien zu reden. Irgendwelche Schreiber, die bei zig Medienhäusern rumgereicht wurden un nun nach Altersschweiss stinken. Ein paar “Ich hätte gern ein freieres Netz und Download für alle”-Masturbatoren, die diesen Dreck als Verständnis “des Internets” an jeden verkaufen, der sie als Berater zahlt. Twitter, naja. Keine Strategie, kein richtiger Leistungswille, etwas nach vorne zu bringen, aber gross das Maul aufreissen, und vielleicht noch versuchen, ein Institut, ein Netzwerk oder sonst einen repräsentablen Blödsinn in der Hinterhand zu haben. Die Mütter allen Scheissdrecks, den man überall lesen kann, nur halt irgendwie als Blog.

Immerhin geht das mit dem Krepieren jetzt schon bei Conde Net und den Resten von Vanity Fair. Wieder mal eion paar Blogs aus dem Netz gewischt, die es besser erst gar nicht gegeben hätte.

Die nächsten bitte: Nehmt nicht irgendwelche Gossenfüller, fertige Berater ohne Perspektive oder Billigblogger: Nehmt die Besten, siebt sie aus, setzt Meilensteine und schmeisst jeden raus, der keine Leistung bringt. Dann stopft man Euch Euren Bullshit von wegen “Wir wollen die Huffington Post werden” auch nicht in den Darmeingang.

31.7.2009 | 9:34 von DonAlphonso

Wie das mit dem Bloggen geht II

Für manche Journalisten mag es so scheinen, als wäre Bloggen eine Art Dahinschludern und Zusammenstehlen, wie sie es gar nicht so selten erleben, wenn sie sich in Blogs umschauen. Diese Leute glauben, irgendein Vorprodukt, das es nie in die Printausgabe schaffen würde, reicht schon für das Blog: Ein runtergeschmierter Absatz. Eine halbgare Meinung. Ein paar zusammengestohlene Kommentare aus dem Internet. Internationale Presse, die hoffentlich in Deutschland noch keiner kennt, und die entsprechend ausgewählt wird, wodurch das Thema eher klein und randständig ist. Es ist Bloggen ohne grossen Zeitaufwand, “die anderen machen es ja auch so”, Hauptsache man hat wieder was drin stehen und schleimt sich als “einer von denen die was bei uns im Internet machen” ein. Fotos werden entweder gestohlen, aus anderen Quellen übernommen oder, weil es ja nur Zeit kostet, erst gar nicht gebracht. Das müsste normalerweise die Bildredaktion machen. Es ist aber auch ohne Bilder ok – bei Bildern müsste man ja rausgehen. Und eigenes Erleben ist bei diesen Leuten ohnehin zu viel verlangt. wenn es im Internet steht, muss es auch im Internet machbar sein, gell? Charakterlosigkeit äussert sich dann eben auch im Beitrag.

Anders gesagt: Solche Leute behandeln Blogs wie eine Kleinform ihres eh schon versifften Johurnalismusbegriffs. Von oben herab, arrogant, aufgeblasen und inkompetent. “Für einen Klick wird es schon reichen”. Aber gerne mit aktuellen Themen, um auch mitzureden, und gaaanz viel Suchmaschinenoptimierung, um Klicks zu generieren, selbst wenn ihr Textscheisshaufen so dürftig wie ihre Person ist. Weil sie glauben, dass es reicht. Reicht auch, wenn man bei Myblog schreibt. Aber mit ihren miesen Versuchen schaffen sie nur zweierlei: Dass sie den Ruf ihrer Zeitung schädigen, und das Thema Blogs bei den Medien ruinieren. Es sind solche Figuren, wegen denen es allgemein heisst: “Ah ja, Blogs hatten wir auch mal”. Die Liste der Versager ist nicht nur lang, sie wird auch beständig länger. Immer wieder mal darf da einer ran. Weil der Nachwuchs an Textcretinismus unbegrenzt ist, ganz im Gegensatz zum Nachschub an Qualität durch Anstrengung und Engagement. Aber so wichtig ist das mit den Blogs dann auch nicht. Da kann einer hundert miese Beiträge schreiben, die keine Sau und noch nicht mal seine Grossmutter interessieren: Immer nur weiter damit. Kost wenig, geht schon.

So geht es aber nicht.

Es ist seltsam, das zu betonen, weil die Liste der dümpelnden Blogprojekte der Medienhäuser elend lang ist – und die Verantwortlichen, die sonst jede Klickhurerei für richtig empfinden, da einfach weiterwurschteln lassen. Man probiert halt mit dem rum, was vorhanden ist. Man schaut mal. Manchmal verschwindet so ein Ding, manchmal kommt ein Neues, mal reisst die Süddeutsche wieder das Maul auf, und dann blogstinkt es wieder bei SPON. Mir kann das eigentlich nur recht sein. Ist aber etwas ärgerlich, wenn aus dieser Haltung heraus “das Bloggen” beurteilt wird von, sagen wir es ruhig, den Totalversagern.

Gerade weil das Bloggen nich nicht überall angekommen ist, und es nicht unbedingt sofort verständlich ist, gerade weil es erst mal Freunde finden muss: Muss es besser sein. Es darf kein Vorprodukt sein, es muss opulenter, schöner und klüger sein. Es muss die Leser mitnehmen in das Leben, und nicht schon wieder in die langweiligen Stuben der Schreiberlinge. Bei der Gelegenheit sollte es aber nicht Borderline sein, wie man das ja auch immer wieder erlebt, nicht wahr… Leute, die angeblich was erleben und noch nicht mal ein Bild haben… Supertolle Dialoge und Quotes, die genau das sagen, was einem in den Kram passt – das fällt auf Dauer etwas auf.

Geht raus und tut was

Nehmt die Leser mit. Traut Euch, mal etwas anders zu sein als das, was man so in der Redaktionskonferenz ausschleimt, um nur ja zu gefallen. Ja, das ist viel verlangt, es ist ohne Sicherheit, und es macht sogar mehr Arbeit als das Zusammenklauen von Themen im Netz. Das macht aber blöderweise jeder. Jede faule Blogsau konstruiert sich mit dem Netz seine schäbige Identität, die können das sogar einigermassen. Vom Gegenteil gibt es zu wenig. Da kann man noch was tun, gerade wenn man ein Blog hat. Und es wirklich gut machen will.

23.7.2009 | 11:12 von DonAlphonso

Heul doch, Sascha Lobo!

Ich habe schon immer gesagt, dass eine Kultur wie die Blogkultur nur langfristig bestehen kann, wenn es auch die Möglichkeit gibt, damit Geld zu verdienen.

[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0723/seite3/0014/index.html]

Und ich sage, dass es vor allem die Ausprägung rund um die Körpermitte von Sascha Lobo ist, die ohne den Blogkommerz nicht leben kann. Deshalb jetzt auch die Anbiederung an Medien, die in Sachen Vodafone die alte Platte von der infantilen Blogosphäre fahren. Aber reden wir doch mal über die Möglichkeit, mit Blogs Geld zu verdienen. Da gibt es jene, die gute Profiblogs schreiben. Ich zum Beispiel habe ein nicht ganz erfolgloses Blog bei der FAZ.

Und dann gibt es noch Adnation, den Werbevermarkter von Lobo zusammen mit Johnny Haeusler. Ich finde es ja ein wenig schade, dass darüber von Aussteigern wenig gesagt wird, aber das Spassige an diesem Vermarkter ist seine interne Klassengesellschaft.

Da haben wir den Lobo. Verdient an jeder Werbeschaltung, wenn da mal Werbung ist. Meistens ist da keine. Weil Lobo offensichtlich nicht genug Werbung heranschafft, was seine Tätigkeit bei Adnation ist. Trotzdem profitiert er dauerhaft von Adnation: Freier Rücken bei all den Bloggern, die hoffen, dass er Werbung ranschafft (Lobo: “Ich mache euch alle reich”). Und nach aussen die Möglichkeit zu behaupten, Blogs und Blogger zu vertreten. Testimonial. Medienfigur. Haut alles, was er macht, auch gleich werbend in die Blogosphäre. Gilt bei Abschreibern als “Internetpionier” und wehrt sich auch nicht bei anderen PR-Lügen.

In der zweiten Reihe: Adnation-Mitgründer und Spreeblick-Boss Johnny Haeusler. Muss nach eigenem Bekunden Vodafone-Werbung nehmen, weil er es sich gerade nicht raussuchen kann. Steht für die Credibility, weil er mal ein paar Kampagnen gemacht hat, wie etwa gegen Zensursula, aber nimmt jetzt das Geld von Vodafone, den Zensursulafreunden. Muss auch noch andere Leute bezahlen. Technik, dem Vernehmen nach 40 Euro für ein Feature, meistens weniger. Naja.

Und in der dritten Reihe: Die Leute, die dabei sind, weil es keine Alternative kennen und das alles weit unter den Erwartungen blieb, aber immer noch besser als nichts ist. Egal, wie schlecht die kommentierbare Werbung und die do-it-yourself-Banner gelaufen sind. Irgendwo zwischen den kleinen Bloggern und Haeusler: Klickzahlen-Nichtmehrganzgigant Stefan Niggemeier. Andere wie Rene Walter mit “Glam” klopfen dagegen längst bei anderen Vermarktern an.

Man stelle sich eine einfache Frage: Wer von den Beteiligten verdient durch Blogs wirklich Geld – und wer ist der nützliche Reputationsdepp, der dabei hilft, Sascha Lobo nach vorne zu bringen? Wer zieht daraus die Vorteile? Gut, jetzt wird es für Lobo vielleicht nicht mehr ganz so einfach, nachdem es mit dem Social Media dank des Vodafone-Debakels nicht mehr so läuft und der Ausflug in den Online-Beirat der SPD auch nicht so toll war. Daher auch das Gejammer, weil ihn viele nicht mehr so ganz mögen, weil er als Bloggerclown ganz nett war, aber als Testimonial für viele Blogger so erfreulich wie der besoffene Patenonkel ist, der auf dem Kindergeburtstag nackt auf dem Tisch tanzt.

Ich finde es nicht schlecht, wenn Blogger Geld verdienen, weil sie etwas gut machen – ganz im Gegenteil. Aber solange das Thema “Geld verdienen” von jenen Leuten dominiert wird, die seit der Gründuing von Adnation/Adical dorthin gekommen sind, wo sie jetzt sind, wird sich am Zustand dieses Themas nichts ändern. Warum auch. Für Lobo lief es bisher auch so ganz gut, der hat bekommen, was er wollte. Bis zum Vodafail.

[Edit: Nicht nur, dass einige meiner besten Freunde Werber sind – ich verlinke sogar Agenturen, wenn sie was Schlaues schreiben!]