Ich dachte mir, nach den diversen Debakeln von Germanblogs und dem Versuch des Leiters Carsten Schütte, das Ruder in Sachen Schleichwerbung, PR, Urheberrechte und Filz herumzureissen, lasse ich ihnen etwas Zeit und schaue dann, ob die ihre Hausaufgaben gemacht haben. Wie hiess es nicht so schön?

Ihr alle werdet bestätigen, dass wir eine kritische Berichterstattung wünschen und diese von Euch einfordern. Bei germanblogs.de gibt es unzählige Beispiele kritischer und investigativer Beiträge. Ein Blick ins Politik Blog, Glaubens Blog oder Satire Blog genüg. Was wir definitiv nicht wollen, sind abgedruckte Pressemitteilungen oder dpa-Meldungen. […] Wir werden uns bestehende und künftige Beiträge genauer anschauen und löschen, wenn diese unseren Vorstellungen nicht entsprechen. […] Hierbei geht es um Identität, Authentizität, Quellenangabe, Urheberrecht und Transparenz.

Dann schauen wir mal, was wir Germanblogs aktuell bestätigen können. Kleiner Hinweis vorne dran: Es gibt von allen Seiten gesicherte Abbildungen. Nach den – oben verlinkten – Debakeln mit PR von der Agentur Wilde & Partner, die von deren Mitarbeiterin und Germanblogsautorin Christiane Wolff in Artikeln untergebracht wurde, sollte man meinen, dass sich Schütte und Co. mal ein wenig mit dem Gesamtwerk dieser Autorin auseinandergesetzt hätten. Tatsächlich sind die hier aufgedeckten Artikel zu einer PR-Reise nach Indien verschwunden. Andere wie dieser hier dagegen nicht:

Wer etwas auf sich hält – in Sachen Golf – schaut aber sicher irgendwann in seiner Golfer-Karriere in Bad Griesbach vorbei: dem Mekka für Golfer und Wellnessurlauber mit sechs 18-Loch-Plätze im Umkreis von fünf Kilometern. […] Ein Vier-Sterne-Superior-Haus finden Urlauber der bayrischen Toskana im Columbia Hotel. Das vor zwei Jahren eröffnete Hotel bietet mit dem neuen Spa & Beauty Bereich, dem Seven CŽs Club und der sagenhaften Küche sicher eine Alternative zu den traditionellen Hartl-Unterkünften.

Was Frau Wolff kaum verborgen geblieben sein dürfte – schliesslich wird das Hotel von ihrem Arbeitgeber betreut. Haben wir beim grossen Eingeständnis wohl vergessen, was? Alte Geschichte, nehme ich an. Die beiden neuesten Einträge dagegen sind keine “Reisetipps”, sondern Kultur. Der eine fängt so an:

Der nächste Newsletter vom Haus der Kunst ist in meinem Email-Account eingetroffen. Und die folgenden Happenings werden darin vorgestellt:

Darauf folgt 1:1 die Pressemitteilung vom Haus der Kunst. Wie meinte Schütte nicht so schön? “Was wir definitiv nicht wollen, sind abgedruckte Pressemitteilungen”. Na, dann sollte er bei der PR-Betreuerin, die er persönlich ja gut von seinem Medien-MBA kennt, etwas genauer hinschauen, denn der nächste Beitrag von Frau Wolff über eine Galerie nimmt erneut deutlich Bezug zu deren PR-Textereien:

Ein weiteres neues Projekt, „Testing areas“, das nun auch in München zu sehen ist, entstand in einem Farbengeschäft in Krakau, in dem Künstler Farben ausprobierten, bevor sie sie kauften. Der Künstler stellte dort Leinwände zur Verfügung, die während der sechsmonatigen Aktion mit bunten Farbstrichen und Farbklecksen bemalt wurden.

Was sich gleichlautend auf der Website der Galerie findet.Man muss schon ein recht zynisches Verhältnis zu den klassischen Medien haben, wenn man darauf Schüttes Anspruch anwenden will: “Unsere Themenblogs sollen sich zu attraktiven Online-Medien mit aktuellen und relevanten Inhalten entwickeln, die klassischen Medien Konkurrenz machen.”

Ein Einzelfall? Das schwarzbehaubte Schaf in der ansonsten recht unschuldig blonden Familie? Wenden wir uns doch mal einem dieser blonden Mitglieder zu, Gerti Keller: Sie stellt im Reiseblog am 27.10. das Buch “Orte der Muße” vor:

Also habe ich mir gesagt, da schreibe ich mal einen Wanderführer oder besser gesagt Ausflugsführer der etwas anderen Art. Einen der zu ganz besonderen Plätzen führt – zu Orten der Muße. Das können ganz verschiedene Fleckchen sein, z.B. ein altes Kloster, eine kleine Kapelle, ein stiller See oder ein einsamer Berggipfel. Einfach Orte, an denen man dem Alltag entfliehen und abschalten kann.

Ein Buch, es mag kaum verwundern, das von ihr selbst verfasst wurde. “Unser Ziel ist es, anspruchsvolle, glaubwürdige und unabhängige Inhalte von kompetenten Bloggern zu veröffentlichen.” Sagt Schütte. Sehr unabhängig, das. Welch ein Zufall, dass sich seine Autorin gerade dieses Buch rausgesucht hat. Und keiner hat was bemerkt. Vielleicht, werden manche sagen, ist ja besonders das Reiseblog betroffen. Andere hingegen sind aufrechte Kämpfer um die Ziele von Germanblogs. Wie Alexander Greisle, der gestern im Futureblog eine supertolle Blogbusinessberatungs-Veranstaltung ankündigte:

Zusammen mit IBM veranstaltet der Business Club innovativ.in eine Veranstaltung zum Thema Blogs für Firmen. IBM berichtet über praktische Erfahrungen. Ein weiteres Thema wird die Auswirkung von Blogs auf die Unternehmenskultur sein. Und damit das ganze keine theoretische Kiste wird, gibts praktische Blog-Übungen und Live-Bloggen von der Veranstaltung.

Scheinbar hat Herr Greisle – neben einem Apostroph – irgendwie vergessen mitzuteilen, dass er bei innovativ.in als Partner geführt wird. Hätte er erwähnt, dass er bei eben dieser Veranstaltung auch als Referent dabei ist, wäre die Information vollständig gewesen. Aber halt auch ziemlich offensichtlich PR, nicht wahr. So ist es “nur” Schleichwerbung.

Offen dagegen ist die Einlassung, mit der ein gewisser Martin Kulik im Intra-Blog von Germanblogs deutlich zur Manipulation der Abstimmung beim Deutsche-Welle-Award “Best of Blogs” zugunsten seines Kollegen “Textspeier” auffordert:

Im Moment, d.h. Dienstag, 31.10.2006 ca. 10:30 Uhr, liegt er (noch) auf Platz drei. Aber, der Rückstand auf den ersten Platz beträgt nicht einmal dreißig Stimmen! Ein Klacks! Also ruck zuck hier geklickt und in der Kategorie „Best Weblog Deutsch” Textspeier gewählt, noch schnell allen Bekannten, Verwandten, Freunden und Familienmitgliedern eine Mail geschickt, mit der Aufforderung gleiches zu tun und dann zurücklehnen, denn damit ist die heutige gute Tat vollbracht. (Hervorhebung von mir)

Woraufhin ich ein Jurymitglied des Wettbewerbs angemailt habe, in der Hoffnung, dass die den Kerl entsprechend rauskicken. Urheberrechtsverletzungen, weitere Fälle von Schleichwerbung und andere widerliche Geschichten ein ander Mal. Jetzt würde ich erst mal gern sehen, was Germanblogs als Nächstes macht. Weil, seit der letzten Erklärung kann nicht viel passiert sein. Germanblogs ist in meinen Augen immer noch eine Peinlichkeit für den Geldgeber Holtzbrinck – ich würde mir wünschen, sie benennen sich um in GermanPRlogs, um Verwechslungen mit Blogs zu vermeiden.