Na was wohl? Richtig, genau das. Oder eigentlich auch nicht, denn eigentlich ging es mir mit der Überschrift darum, eben jene RSS-Leser zum Anclicken des Beitrags in ihrem Reader zu bekommen. Um ihnen zu zeigen, was für Idioten sie sind. Auf was für dämliche Reize sie abfahren. Welche Wahrnehmung von Texten haben. Die ich nicht leiden kann. RSS mag einem ja einen schnellen Überblick verschaffen, ist aber ansonsten die Fernbedienung für die Blogs und eine echte Pest.

Warum? Nun, weil verdammt viele der RSS-Leser hier sind. Die sehen, dass sie kürze Schwän…. haben sollen, denken – WAS IST DAS?, das Ding übt einen knalligen, starken Reiz aus und sie kommen. So kriege ich sie. Ich muss ihnen in den ersten paar Worten etwas Hartes, Anziehendes, Unwiderstehliches liefern, wenn sie kommen sollen. Kurzb und prägnant, Deppensprache. Hätte die Ãœberschrift durchaus zutreffend “Die möglicherweise negativen Folgen des RSS-Readers auf die Gestaltung von Internetinhalten” geheissen, wären sie wohl kaum gekommen. So, wenn ich ihnen was LAUT und DRASTISCH um die Ohren prügle, kommen sie. Hey, wenn ihr so tickt, holt Euch ein Bild-Abo, Ihr seid volle Kanne Zielgruppe.

So ein RSS-Reader kmipst alles aus ausser dem Anfang meines Textes. Meine Bilder, mein Layout, meine Besucher und die vielleicht wirklich witzigen Kommentare, die in der Seitenleiste stehen, bekommt so ein RSS-Leser erst gar nicht mit. Dabei macht das alles auch mein Blog aus. Der RSS-Leser ist wie ein Gast, der zur Eröffnung des Bufffets kommt, das Fleisch nimmt und die Beilagen ignoriert, wenn ich Glück habe. Wenn ich mein Fleisch weniger marktschreierisch anpreise, holt er es sich beim Nebenmann. Er ist unersättlich, er frisst, er stopft Infos in sich rein, er kaut wahrscheinlich noch nicht mal richtig und kommt kaum zum Schlucken, denn gleich meldet sein Reader, dass irgendwo die nächste Platte aufgefahren wird. Kurz, er ist eine Gourmand, ein Rüpel, den man billig bewirten kann und muss. Er weiss es ohnehin nicht zu schätzen, hauptsache der Krempel ist neu und intensiv.

Wenn ich eine Geschichte langsam aufbaue, nicht sofort einen Knaller bringe, Wendungen einbauen will und keine Sensationen in den ersten vier Sätzen unterbringe, wenn ich vielleicht noch auf den Kontext meines Blogs anspiele, dessen Fragment der Text im Reader eigentlich ist, dann wird es den RSS-Leser nicht interessieren. Der hat seine selbstgebastelte Blog-Bildzeitzung und liest nur, was ihm auf den ersten Blick wichtig erscheint; es reicht dann eine Spielerei mit der Ãœberschrift, etwas kryptische Formulierungen, oder vielleicht auch nur eine das Problem beispielhaft skizzierende Einleitung, und er wird es nicht lesen. Er kann auch nicht mal schnell nach unten gehen, reinlesen, begreifen, hochgehen und weiterlesen – das steht nicht in seiner Steuerzentrale. Wenn ich RSS-Leser will, muss ich einen Cliffhanger setzen, scoopen, ein Hooker werden, mit den billigsten aller Tricks arbeiten, die journalistische Gosse bemühen, eine Wortnutte auf ihrem RSS-Strich, die sofort zeigt, was sie alles zu bieten hat.

Deshalb verursacht RSS Wortprostitution. Zu jeder Hure gehören auch die kleinen, glatzköpfigen Freier mit Schmerbauch, die sie für die vulgäre Wortwerbung mit Awareness bezahlen, und die haben nun mal oft kleine Schwänze. Fickt Euch selbst, ich habe keine Lust auf Eure miesen, kleinen 4-Zeilen-Quickies. Ich mag Texte, die mich überraschen, Nutten und Strichjungs und Zuhälter und PR-Arschhinhalter gibtŽs in der Medienwelt für RSS-Leser in Hülle und Fülle, aber ich will das andere lesen und schreiben, das Euch nicht nach ein paar Worten sagt, wo es garantiert langegeht. Ich will geile Texte die ganze Nacht bis zum Frühstück, ich will, dass die Texte nicht nur Infobrocken sind, man soll sich darauf einlassen, es soll erotisch sein, und nicht eine Textthumbnail-Preview wie aus dem Pornobereich.Es ist noch nicht mal ein Gang Bang, es ist einfach nur Extremes Saugen. Dabei erzählen viele Leute lange Geschichten, da entsteht ein grösseres Ding, das mehr ist als die Summe der einzelnen Textinfos, aber das bekommt so ein RSS-Heini mit seinen arschgeilen 800 Feeds – wo sowieso jeder versucht, den längsten zu haben – erst gar nicht mehr mit.

Und sorry, dass dieser Text so straight war, so gar nicht zu meiner eigentlichen Vorstellung passt, aber ich will es Euch genau so sagen, dass Ihr das noch begreift, bevor die nächste affengeile WOWDASMUSSICHGLEICABCHECKEN-News in Eurem Reader mit einem jambamässigen Klingelton aufschlägt. Macht er gerade, aha. Na denn, schönen Tag auch, und nein, nett ist der Text nicht, auch nicht netter als die Grosskotzattitüde, nach ein paar Wortschnipseln über Texte zu urteilen.