ist dieses persönlich.com-Interview mit Tom Kummer, dem Journalisten, der es geschafft hat, etliche Chefredakteure mit Fakes zu beliefern und seitdem sowas wie der Schachterlteufel des deutschen Journalismus ist:

Heute machen im Journalismus alle mehr oder weniger das gleiche. Die Qualität ist hoch, doch der Überaschungsfaktor gleich Null. Nichts unterscheidet grundsätzlich ein Aussenseiterblatt wie Faces vom Spiegel, oder das Böblinger Tagblatt von der Weltwoche oder dem Lufthansa Magazin.

Im weiteren Verlauf spricht er einige unschöne Wahrheiten über den Journalismus aus, die letztlich den Fall Kummer erst möglich gemacht haben: Die Gier nach Subjektivität und extremen Stories, das Fehlen neuer sprachlicher Konzepte, die Enge in den Redakteursköpfen, die dergleichen dann zukaufen, das Erfolgsmodell Andersartigkeit.

Natürlich hat Kummer ein Interesse daran, seinen Trip entlang der Selbstschussanlagen des Journalismus als etwas Ehrenhaftes und Spannendes zu verkaufen. Aber manchmal nicke ich doch mit dem Kopf, wenn ich ihn lese. Weil Kummer fraglos ein Faker ist, aber wer in diesem Beruf arbeitet, sollte wissen, wie wenig der Realitätskonstruktion der Medien nicht gefaked und radikal subjektiv mit Blichk auf Verwertung ist. Wie wahr ist denn eine abgeschriebene Pressemitteilung, ein Making of, ein eingeladener “Experte”, der seine Studien verticken will?

Vielleicht muss man mal überlegen, ob man statt der Perpetuierung des manichäischen Dualismus wahr/falsch nicht besser versucht, die Qualität von Fakes, Unausgewogenheit und Subjektivität zu beurteilen. Damit könnte man vielleicht auch den Boom der Blogosphäre erklären, den es nach den Gesetzen der Publizistik eigentlich nicht geben dürfte.