Irgendwie muss es derzeit recht wenig zum Arbeiten geben. Seit 2 Wochen jedenfalls rennt die Bloggermeute hinter jeder Sau im Dorf her.

Erst war es Web 2.0 (53 Stk.), dann war es “Du bist Deutschland v2.0” (401 Stk.), am Wochenende bemühte sich Herr Lüke in “Du bist Deutschland v2.0bis” (75 Stk.) um Zugriffszahlen und gestern schaue ich in den BildBlog-Eintrag des ViSdP-Blog, sehe zwei Kommentare. Spaßeshalber schaue ich drei Stunden später nochmal drauf und da waren es plötzlich 125 Kommentare.

Und machen wir uns nichts vor: Die Threads sind u-n-l-e-s-b-a-r. Das ist nicht nur eine Frage der Gestaltung, sondern auch der Inhalte. Ãœberproportional zur Threadlänge nimmt der Anteil der “me too“-Kommentare zu, die weniger Diskurs zu bieten haben, aber dafür ganz viel Fahne tragen: “Schaut her, ich bin auch dagegen!“.

Wer sich die Kommentare im ViSdP-Blog durchliest, merkt plötzlich wie nahe so eine losgelassene Blogmeute trotz gehobenen Alters und Bildung (Haha) z.B. an den Tokio Puff-Groupies sind.

Inhalte und ursprüngliche Argumente werden im Laufe eines langen Threads nach Methode der stillen Post völlig verzerrt. Übrigens kein blogspezifisches Phänomen. Trifft genauso auf Online-Foren/-Boards zu.

Slashdot ist das beste Beispiel dass eine “redaktionelle Betreuung” der Kommentare durch das lesende Volk via Karma-Points nicht funktioniert, sondern nur Kommentare fördert, die gut in die bereits vorhandene Geisteshaltung passen.

Ich habe noch keine Möglichkeit entdeckt, wie man online mit 100+ Kommentaren umgehen kann, so dass sich der Thread auch Tage später noch erträglich durchlesen lässt. Es fehlt ein “executive summary“-Plug-In. Ein guter Blogautor könnte gute Kommentare mit Sternchen versehen und den Rest in einer “Threshhold = 0“-Ansicht verklappen. Abgesehen davon, dass dieser Bewertungsvorgang alleine schon ausreicht, um für böses Blut zu sorgen, wer möchte schon tagsüber neben seinem Job schon permanent Kommentare aussieben…

Nachtrag: auch Johnny/Spreeblick hat sich seine Gedanken gemacht. Quintessenz: schön dass Spreeblick zum virtuellen Treffpunkt geworden ist.

Zwei Bemerkungen: 1. Spreeblick hat als Versuch eines “kommerziellen” Blogs natürlich eine andere Haltung zu Zugriffszahlen und hohem Kommentaraufkommen (ohne dass ich Johnny unterstelle, dass er es bewusst sucht!)

2. Für jemand der mittendrin in der Diskussion ist und sich halbstündlich die neuen Kommentare durchliest, liest sich ein solcher Thread anders als für einen Besucher der einmal am Tag vorbei kommt und den es spätestens bei Kommentar No. 20 dahinrafft. Deswegen: “Blogs(kommentare) skalieren nicht”.